Artur Brauners über sieben Jahrzehnte andauernde Karriere als Filmproduzent durchläuft verschiedene Phasen. Vom Erstlingsfilm, über die persönlichen Interessen hin zu kommerziellen Projekten realisiert er u.a. mit seiner CCC-Film die unterschiedlichsten Vorhaben. Alles sind es Filme, die eng verknüpft sind mit dem Namen Artur Brauner, einige werden zu ganz besonderen Meilensteinen seiner Produzentenlaufbahn.
HERZKÖNIG (BRD 1947)
Nach Gründung der Berliner CCC-Film (Central Cinema Company) Gesellschaft mbH am 16. September 1946 ist HERZKÖNIG Artur Brauners erste komplett eigene Produktion. Die Liebes- und Verwechslungskomödie mit Lisa Lesco und Hans Nielsen in den Hauptrollen markiert für Brauner den Start als Filmunternehmer und fügt sich ein in die seichte Unterhaltung, die die deutsche Filmkultur für die folgenden Jahrzehnte prägen soll. Gedreht wurde unter spärlichen Bedingungen, gestört von Stromausfällen und Materialnot. Geschaffen wurde ein Stoff, der die Kinobesucher*innen aus ihrer harten Realität der deutschen Nachkriegszeit holte. Von Brauner persönlich wird stets betont, dass dieser Film lediglich der Finanzierung seines zweiten Films MORITURI galt. Den Wert von HERZKÖNIG sieht er in seinem erwarteten hohen Gewinn. Dieses Vorgehen, Filme aus rein wirtschaftlichen Interessen zu produzieren, um mit deren Erlös persönlich wichtige Filmprojekte zu realisieren, wird zu Brauners wiederkehrenden, unternehmerischen Praxis.
MORITURI (BRD 1948)
Nur ein Jahr später produziert Brauner seinen nächsten Film: MORITURI. Das Drama um KZ-Häftlinge, die mithilfe eines polnischen Arztes entkommen können, entstammt seiner eigenen Drehbuchidee und war ihm ein persönliches Anliegen. Als Sohn jüdischer Eltern und einst zur Flucht aus dem von Deutschen besetzten Łódź gezwungen, thematisiert er die jüngste deutsche Geschichte, indem er sich mit dem Holocaust auseinandersetzt. Für das frühe deutsche Nachkriegskino höchst untypisch, wird MORITURI ein kommerzieller Misserfolg. Von Kritikern gelobt, stieß der Film beim Publikum auf große Ablehnung, ja Protest, sodass sich der Verleih gezwungen sah, den Film nur noch in Sondervorführungen zu zeigen. Brauner lässt sich von diesem Misserfolg nicht davon abhalten, sich im Laufe seiner Karriere konsequent gegen die Verdrängung des Faschismus einzusetzen, indem er immer wieder Filme, die die nationalsozialistische Judenverfolgung behandeln, produziert und in die Kinos bringt.
ALT-HEIDELBERG (1959)
Die 1950er und 1960er sind in Deutschland geprägt vom Heimat- und Schlagerfilm. Artur Brauner versteht sich hierbei auf den geschickten Einsatz von Schauspieler*innen, die durch jährliche Produktionen in engem Vertragsverhältnis zu ihm stehen. Zu Brauners „Stamm-Ensemble“ im Bereich Unterhaltungsfilm zählt die junge Sabine Sinjen, die seit ihrem Debüt in der CCC-Produktion DIE FRÜHREIFEN (BRD 1957) zu einem Star wird. Mit ALT-HEIDELBERG, die fünfte Verfilmung des Bühnenstücks von Wilhelm Meyer-Förster, gelingt Brauner einer von vielen Kassenschlagern. Produktionen aus diesem Bereich ermöglichten ihm die Realisierung risikoreicherer Stoffe und machten ihn gleichzeitig zum größten unabhängigen Produzenten des deutschen Films. In den 1950er Jahren noch gefeiert, wird die Begeisterung ein Jahrzehnt später auch in Kritik umschlagen, die Brauner zu einem Vertreter von „Papas Kino“ zählt.
DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE (BRD/IT/FR 1960)
1960 ist es Artur Brauner, der mit DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE den letzten Film des deutschen Star-Regisseurs Fritz Lang produziert. Aufbauend auf Langs zweiteiligem Stummfilmklassiker DR. MABUSE, DER SPIELER (DE 1921/22) und DAS TESTAMENT DES DR. MABUSE (DE 1932/33) wird die Geschichte um Manipulation und Herrschaftsmissbrauch eines Verbrechers weitererzählt. Lang, von Brauner seit dessen Jugend für seine Werke bewundert, ist für das deutsche Publikum auch nach dem Zweiten Weltkrieg eine Größe. Seitens Artur Brauner wird dem Regisseur zusätzlich Sympathie zuteil, da dieser sich weigerte mit der Filmwirtschaft der Nazis zu kollaborieren und stattdessen ins Exil nach Frankreich ging und später in die USA emigrierte. Im Anschluss an die Zusammenarbeit zwischen Lang und Brauner folgen weitere Dr. Mabuse-Verfilmungen mit den Regisseuren Harald Reinl, Werner Klingler und Paul May, die sich als erfolgreiche Kriminalfilm-Reihe der 1960er Jahre etablieren können.
OLD SHATTERHAND (BRD/IT/FR 1963/1964)
In den 1960er und 1970er Jahren orientiert sich Artur Brauner an der Erfolgsserie der Karl-May-Verfilmungen seines ehemaligen Produktionsleiters Horst Wendlandt. Geschickt sichert er sich die verbliebenen Rechte an den Romanen Karl Mays und realisierte 1963 OLD SHATTERHAND mit Lex Barker und Pierre Brice. Da dieselben Darsteller auch in den Konkurrenzproduktionen mitspielten, war der eintretende Kassenerfolg quasi garantiert und wurde 1965 mit einer Goldenen Leinwand für mehrere Millionen Zuschauer ausgezeichnet. Aufgrund des Exklusivvertrags von Pierre Brice mit Wendlandt, fokussiert sich Brauner anschließend auf Abenteuergeschichten aus Südamerika und dem Orient.
DIE WEISSE ROSE (BRD 1982)
Mit DIE WEISSE ROSE konzentriert sich Brauner erneut auf das Thema Faschismus und speziell den studentischen Widerstands innerhalb des Nationalsozialismus in Deutschland. Unter der Regie von Michael Verhoeven erzählt der Film die Geschichte der Geschwister Sophie und Hans Scholl, die innerhalb der geheimen studentischen Gruppe „Die weiße Rose“ Flugblätter gegen das Hitler-Regime an der Münchner Universität verteilen. Nach seiner Uraufführung 1982 auf dem Internationalen Filmfestival Karlovy Vary, wurde die mehrfach ausgezeichnete CCC-Produktion im selben Jahr zum erfolgreichsten deutschen Kinofilm. Unter anderem erhielt er beim Deutschen Filmpreis ein Filmband in Silber für die Produktion und ein Filmband in Gold für Lena Stolze als Hauptdarstellerin. Vom tschechoslowakischen Verband der antifaschistischen Kämpfer erhielt er einen Spezialpreis.